Einführungstext
"Die 'Kleine Festmesse' versucht eine Textdeutung, ohne sich allzu sehr in Einzelheiten (etwa in Wortdeutungen) zu verlieren, weil dadurch die formale Einheit gestört werden könnte. Gewährleistet wird diese Einheit durch eine thematische Verarbeitung, die alle Teile des Werkes durchzieht. Als Thema dient das Kyrie der 8. Choralmesse, das allerdings in seiner ursprünglichen Gestalt nur ein einziges Mal, und zwar im Credo, vorkommt. Meist tritt es nur in kurzen Motiven oder, noch häufiger, in seiner Umkehrung auf, so daß die Umkehrung fast als das eigentliche Thema erscheint und dessen Herkunft dem Zuhörer vielleicht gar nicht zum Bewußtsein kommt.
Das 'Kyrie' ist in seiner Anlage dreiteilig. Der erste Teil steigert sich in einem Kanon in der Unterterz, der eine Abwandlung des Themas darstellt, zum Höhepunkt, der bereits nach 4 Takten erreicht ist und zum ersten Mal die erwähnte Umkehrung des Themas bringt; dann wird das Kanonthema wieder aufgegriffen und führt diesen ersten Teil, diesmal in etwas freierer Form, zu Ende. Die Begleitung dieses Teiles bilden ostinate Figuren über einem Orgelpunkt. Der dritte Teil ist die Wiederholung des ersten Teils.
Das 'Credo' beginnt gleichfalls mit der Umkehrung des Themas. Erst bei 'Deum de Deo' bringt der Baß das erste Motiv des Themas in seiner ursprünglichen Form. Die anderen Stimmen behalten allerdings vorerst noch die Umkehrung des Themas bei.
Erst bei 'Genitum non factum' bricht im Alt das ganze Thema in seiner ursprünglichen Gestalt durch, dazu ein Orgelpunkt in Sopran und Kontrapunkte in Tenor und Baß. Danach aber wieder die Umkehrung des Themas, die den ersten Teil abschließt.
Der zweite Teil beginnt mit dem 'Et incarnatus est', an dessen thematischer Gestaltung alle Stimmen, auch der Solo-Sopran, gleichmäßig beteiligt sind. Das 'Crucifixus ist mit seinen scharf profilierten Rhythmen und seinen hochgespannten Akkorden in der Begleitung ein einziger Aufschrei, der im 'Passus et sepultus est' in ergebene Trauer zurücksinkt. Das rein deklamatorische und stark synkopierte 'Et resurrexit' gibt das Erstaunen, aber auch die Freude über die Auferstehung wieder. Mit dem sieghaften 'Et ascendit in coelum' schließt der zweite Teil ab.
Der dritte Teil bringt zunächst die Wiederholung des ersten Teils, weicht dann aber ab und steigert, unter Verwendung des thematischen Materials des ersten Teils, das Ganze bis zum jubelnden Abschluß.
Das 'Sanctus' beginnt mit einem kraftvollen, breit ausladenden, dreimaligen 'Heilig' und fällt dann in ein besinnliches Piano zurück. Sofort aber setzen die Solostimmen mit einem frischen Synkopenrhythmus ein, der sich thematisch an die Umkehrung des Themas anlehnt, mit dem 'Pleni sund coeli', das vom Chor schon bald aufgenommen wird. Das 'Hosanna' nimmt ein Thema wieder auf, das bereits im Gloria, beginnend mit 'Laudamus te', seine breiteste Verwendung fand und das auch am Schluß des Credo nochmals angedeutet wurde.
Das 'Benedictus' wird in der Hauptsache von den Solostimmen getragen. Erst kurz vor dem Hosanna fällt der Chor leise ein, die letzten Worte wiederholend.
Das 'Agnus Dei' ist ein Zwiegespräch zwischen Solo-Sopran und Chor. Auch hier Umkehrung des Themas. Erst beim 3. 'Agnus Dei' werden Solo und Chor zusammengeführt. Das 'Dona nobis pacem' benutzt das Thema des 'Et incarnatus est' und führt das Werk leise verklingend zum Anschluß." (Johann Lütter)
Die Uraufführung fand Mitte April 1962 statt. |
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Zum Werk
Lateinische Messe für Sopran- und Baritonsolo, vierstimmigen gemischten Chor und Orgel:
- Kyrie
- Gloria
- Credo
- Sanctus
- Benedictus
- Agnus Dei
Orchester-Besetzung
- 2 Oboen
- 2 Fagotte
- 2 Trompeten in B
- 2 Posaunen
- Pauken
- Orgel
- Streicher
Das Stimmenset umfasst: Streicher 3/3/2/2/1, Harmonie, Orgelstimme.
Die Messe liegt auch in einer vom Komponisten erstellten Reduktion mit Orgelbegleitung vor:
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