Jürg Baur |
Streichquartett Nr. II (1941/46) Partitur und Stimmen M-2020-0096-0 |
Zur KompositionDas II. Streichquartett entstand 1941/42 während meiner Soldaten-Besatzungszeit in Brüssel. Das Werk hatte ursprünglich fünf Sätze; der erste für mich von besonderer Bedeutung in Form und Inhalt, wahrscheinlich der typischte und eigenwilligste. Er ist in den Nachkriegsjahren jedoch verloren gegangen. Die ersten Aufführungen erlebte das Stück 1947 und 1949 durch Quartette des Düsseldorfer Sinfonieorchesters, eine Direktsendung des ganzen Quartetts erfolgte vom WDR Köln mit dem Schäffer-Quartett im Frühjahr 1952. Es ging mir bei diesem Opus nicht um die Wiedergabe selbsterlebter schrecklicher Kriegsereignisse, sondern um den Nachweis der Beherrschung strenger traditioneller Formen im Rahmen einer bis zur äußersten Grenze erweiterten Tonalität, auf der Suche nach einer eigenen Tonsprache. Schon nach zweijährigem Studium in der Kölner Kompositions-Hochschulklasse von Philipp Jarnach wurde ich 1939 zum Kriegsdienst eingezogen. Das Quartett war die erste größere Komposition nach Kriegsbeginn. Die Uraufführung der verkürzten viersätzigen Gestalt fand 1995 in Düsseldorf statt; Produktion des WDR 1995 mit dem Minguet-Quartett. (Jürg Baur) Satzfolge
I. Rhapsodie: ein "klassisch" durchgeführter Sonatensatz mit zwei prägnanten, kontrastierenden Themen, Durchführung und veränderter Reprise in freier Tonalität und pausenlosem Ablauf. II. Elegie: ein esprssives Adagio in dreiteiliger Liedform mit einer ausdrucksvollen großräumigen Melodie; Erinnerung an die Vergangenheit (L. van Beethoven, op. 18/1, 2. Satz). III. Scherzo (ursprünglicher Titel: Wolkenschatten): das progressivste Stück des Quartetts; Jagdstück im typischen 6/8- und 9/8-Takt. Im "bitonalen" Trio verschränkt sich die führende Oberstimme in Fis mit der ostinaten klangvollen Akkordbegleitung in C. IV. Fugato: Im fesselnd fugierten Finale dominiert ein rhythmisch gestautes, charakteristisches Thema mit vielfachen kontrapunktischen Verarbeitungen; synkopisches Gegenthema. Über mehrere sehr bewegte Abschnitte - der ganze Satz läuft rastlos wie ein Perpetuum mobile ab - führt eine intensive Stretta zum "befreienden" Schluss. Das verschollene Notturno war eine freie Fantasie mit hymnischem Schluss. (Jürg Baur) |
||
Bewegen Sie die Maus über die Abbildungen, um Vergrößerungen angezeigt zu bekommen. |
||
|